Seit 1972 gibt es das Tierschutzgesetz in der Bundesrepublik Deutschland. Tierversuche im Sinne dieses Gesetzes sind:
Eingriffe und Behandlungen zu Versuchszwecken
1) an Tieren, wenn sie mit Schmerzen, Leiden oder Schäden für diese Tiere
2) an Erbgut von Tieren, wenn sie mit Schmerzen, Leiden oder Schäden für die erbgutveränderten Tiere oder deren Trägertiere verbunden sein können
Prinzipiell gab es die ersten Tierversuche bereits in der Antike (Alkmaion von Kroton). Im heutigen Sinne verstanden gibt es sie seit etwa 1909, als an der Harvard-Universität erstmals Rückkreuzungsversuche an Mäusen durchgeführt wurden (Diese hatte eine pensionierte Lehrerin ursprünglich als Haustiere gezüchtet).
Tierversuche heute
Tierversuche werden heute noch vielfältig eingesetzt. Wichtige Einsatzbereiche sind dabei beispielsweise die Erforschung von Krankheiten, der Funktion des Herzens und der Blutgefäße (für das Verständnis von Kreislauferkrankungen) und der Entstehung von Organen. Auch die Forschung mit Knock-out und transgenen Mausstämmen (als Tiermodelle für Krankheitsbilder des Menschen), neurobiologische Grundlagenforschung zum besseren Verständnis der Gehirnfunktionen, Genomforschung und Immunbiologie sind Aufgabenfelder der Forschung mit Tieren. Die häufig kritisierten Tierversuchsreihen zu kosmetischen Zwecken sind seit 2009 laut EU- Kosmetikverordnung offiziell verboten (in fest geregelten Ausnahmefällen noch bis 2013 erlaubt).
Die Anzahl der Tiere, die für Tierversuche verwendet und getötet werden, ist im Vergleich mit der Tötung von Tieren für den Verzehr relativ gering. 1998 wurden allein in Deutschland 436.818.200 Tiere für den Verzehr getötet. Tierversuche würden etwa 0,45% davon ausmachen.
Und was hat das mit uns zu tun?
Auch an der RUB werden heute noch Tierversuche durchgeführt. Dazu werden überwiegend Mäuse verwendet (85,9%) und 11,3% Ratten (in der Zentralen Versuchstierhaltung der med. Fakultät, 2008). Mit Tieren geforscht wird dabei hauptsächlich in der biologischen, medizinischen und psychologischen Fakultät. Die Forschung an den letzten beiden Affen wird 2012 eingestellt. Außerdem ist es Studenten nur erlaubt mit Versuchstieren zu arbeiten, nachdem sie an einem speziellen Kurs teilgenommen haben, der von der FELASA ( Federation of European Laboratory Animal Science Association) zertifiziert wurde.
Alternativmethoden
Es ist durchaus auch im Sinne der Wissenschaftler, dass möglichst viele Tierversuche durch alternative Methoden ersetzt werden. Alternativmethoden sind dabei Zellkulturen, instrumentelle Analytik, computergestützt Analytik, künstliche Modelle sowie biochemische Testverfahren. Bevor eine neue Alternativmethode erfolgreich eingesetzt werden kann, muss diese jedoch validiert werden, was in der Regel einige Jahre dauert. Einige Alternativmethoden werden bereits anstelle von Tierversuchen verwendet. So werden heute rekonstruierte Modelle der menschlichen Haut anstelle von Kaninchen genutzt, um hautreizende Stoffeigenschaften zu testen. Auch der Draize-Test, mit dem früher augenreizende Eigenschaften von Stoffen an Kaninchenaugen überprüft wurden, wird heute durch andere Verfahren ersetzt, wie beispielsweise durch den Hühnerei-Test an der Chorion-Allantois-Membran.
Für die Entwicklung von Alternativmethoden ist es von besonderer Bedeutung, dass ein möglichst guter Informationsaustausch zwischen verschiedenen Forschergruppen stattfindet. Es gibt bereits Datenbanken und Informationsdienste (z.B. ZEBET) und einige Organisationen, die sich mit Tierversuchen beschäftigen (FELASA, GV-SOLAS, ICLAS uvm.)
Generell sollte man bei Tierversuchen dem oft zitierten 3-R Prinzip folgen: „Replace, Reduce, Refine“.